Wer hat Angst vor Spinnen?
Therapeuten haben normalerweise keine Box voller Spinnen in ihren Schreibtischschubladen. Dies macht es wiederum etwas schwierig, Patienten mit Arachnophobie, der Angst vor Spinnen, mithilfe einer Konfrontationstherapie zu behandeln, der geläufigsten Methode um Phobien zu bekämpfen.
Aus diesem Grund haben viele Start-Ups und Universitäten begonnen, Patienten, die unter starken Ängsten leiden, über Methoden zu behandeln, die auf Virtual Reality zurückreifen. Virtual Reality ermöglicht es den Betroffenen ihre Ängste in einem kontrollierten und sicheren Raum zu konfrontieren.
Das Institut für Neurologie von der Newcastle University testet die VR-Behandlung mit Kindern, die von ASS (Autismus-Spektrum-Störung) betroffen sind und unter Phobien leiden. Bis jetzt haben sie Simulationen entwickelt für die Angst vor Tauben, einem vollem Bus, dem Einkaufen und vor dem Reden vor Publikum.
Im Falle des Patienten mit der Angst vor Tauben wurde die Therapie durch die Konfrontation mit einem einzelnen Vogel begonnen. Dabei war Therapeut immer anwesend und half dem Kind dabei die Situation zu verarbeiten. Nach und nach wurden immer mehr Tauben hinzugefügt und das Kind gewöhnte sich immer mehr an die Vögel, um so langfristig lernt mit der Angststörung umzugehen. Dank des virtuellen Umfeldes kann das Konfrontationsszenario an den individuellen Fortschritt des Patienten genauestens angepasst und im Notfall sofort abgebrochen werden, was im Falle einer derartigen realen Situation nicht unbedingt möglich wäre.
Das spanische Start-Up Psious entwickelte mehrere Phobieszenarien wie z.B. Fliegen, Nadeln, große Mengen, Höhen, Spinnen und Kakerlaken. Die Software funktioniert sowohl mit Geräten für Virtual als auch Augmented Reality, wie z.B. der Samsung Gear.
Das Gebiet ist noch sehr jung, aber die Ergebnis sehen sehr vielversprechen aus. In Newcastles erster Studie, konnten vier von neun Kindern ihre Phobie komplett überwinden. Zwei kamen immerhin soweit, dass sie in ihren alltäglichen Leben keine Probleme mehr haben müssten. Das Team von Newcastle will sich nun mit dem National Health Service zusammen tun um eine zweite, größerer Studie durchzuführen.
Zurzeit ist es noch nicht möglich es von Zuhause aus zu versuchen.
„Ein Therapeut wird immer gebraucht, damit er den Leuten hilft ihre Ängste zu verarbeiten, und damit er sie unterstützen kann, wenn die Personen ihre neu gewonnen Erfahrungen im echten Leben ausprobieren wollen“, so Dr. Morag Maskey, der Leiter der Newcastle Studie.
Virtuelle Welten werden nicht dafür sorgen können, dass Patienten denken werden, sie seien wirklich auf einem Flugzeug, oder sie werden wirklich von einer Nadel gestochen. Aber für viele Leute, die unter Flugangst leiden, reicht schon das Geräusch einer Turbine, damit ihr Herz anfängt zu rasen. Allerdings ist besonders bei Flugangst eine Konfrontationstherapie nur sehr schwer umzusetzen und bietet auf einem tatsächlichen Flug kaum Möglichkeiten, aus dieser Situation herauszukommen, sollte das Szenario für den Patienten zu viel werden. Die virtuelle Reise ist dagegen in kleineren Schritten dosier- und deutlich besser kontorllierbar, sodass sich die Personen an die zahlreichen Geräusche und Bewegungen, die in einem realen Flug alle auf einmal stattfinden, Schritt für Schritt gewöhnen können und so ihre Angst bezwingen.
„Es erlaubt einen die selbe, oder zumindest eine sehr ähnliche Erfahrung zu machen wie in der echten Welt, mit dem Unterschied, dass man mehr Kontrolle hat“, so Xavier Palomer, Mitgründer von Psious.
Mehr Kontrolle zu haben ist einer der Hauptgründe für diese Art von Therapie. Das echte Leben ist unvorhersehbar und VR ermöglicht es dem Patienten sanftere, sicherere Situationen zu erleben, so Dr. Maskey. Für Ängste wie Fliegen ist es außerdem wesentlich günstiger, als ich ein Flugticket zu kaufen.
Am Ende des Tages wissen die Patienten aber, dass trotz den besten Animationen und Videos keine echte Tarantel auf dem Boden herumkriecht. Es ist möglich, dass für eine Leute dieser Eindruck nicht realistisch genug sein könnte, aber Maskey sagt, dass er bis niemandem begegnet sei, bei dem zumindest keine Reaktion vorhanden war.